Wer die Fachhochschulreife in der Tasche hat, muss sich früher oder später für den weiteren Karriereweg entscheiden. Oft fällt die Wahl zwischen Universität und Fachhochschule schwer. Dabei gilt die einfache Unterscheidung zwischen der praxisorientierten FH und der eher theoretischen Universität nicht mehr ohne Weiteres. Inzwischen bieten auch viele Universitäten einen größeren Praxisbezug und die Studiengänge an den Fachhochschulen sind wissenschaftlicher. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Informationen zum Studium an der Fachhochschule zusammen.

Welche Studien- und Fachrichtungen gibt es an der Fachhochschule?

Wer sich für ein Studium an der Fachhochschule entscheidet, der kann sich heute in Deutschland in mehr als 200 FHs einschreiben. Genauso vielfältig wie die Anzahl der Bildungseinrichtungen ist auch die Zahl der Studiengänge, die man belegen kann. Von Vorteil ist, dass viele Professoren und Dozenten Erfahrungen in der freien Wirtschaft gesammelt haben oder dort immer noch tätig sind. Das trägt dazu bei, dass den Studierenden ein direkter Einblick in die Abläufe eines Unternehmens gewährt werden kann. An vielen Fachhochschulen geht es auch familiärer zu. Die Kurse und Seminare sind nicht so oft überfüllt und auch mit den Professoren und Dozenten kann man leichter ins Gespräch kommen. Einschränkungen gibt es möglicherweise bei den Fachrichtungen. Während die Universitäten oft das ganze Spektrum abdecken, haben sich die Fachhochschulen auf bestimmte Bereiche spezialisiert. Einige Studienfächer, dazu zählen Medizin, Germanistik und Lehramt, bleiben aber zunächst den Universitäten vorbehalten. An fast allen Fachhochschulen findet man aber soziale, wirtschaftliche und technische Studiengänge:

  • Soziale Arbeit
  • Sozialmanagement
  • Pädagogik
  • Psychologie
  • Maschinenbau
  • Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschaftsingenieurwesen
  • Bauingenieurwesen
  • Wirtschaftswissenschaften
  • Wirtschaftsinformatik

Welche Abschlüsse gibt es an Fachhochschulen?

Heute, nach der Bologna-Reform, ist der erste berufsqualifizierende Abschluss an Fachhochschulen meist der Bachelor, es gibt aber auch vereinzelt noch das Diplom. Dieser erste akademische Grad wird nach bestandener Prüfung von der Fachhochschule verliehen und dauert in der Regel drei bis vier Jahre. Die verbreitetsten Abschlüsse sind Bachelor of Arts, Bachelor of Science und Bachelor of Engineering. Nach dem Bachelor kann man ein Masterstudium anschließen und sich noch weiter spezialisieren. Als Voraussetzung wird ein erster berufsbefähigender Studienabschluss benötigt. Viele Studiengänge bauen daher häufig auf vorangegangene Bachelorstudiengänge auf. Nach Abschluss eines Masterstudienganges wird und erfolgreich bestandener Prüfung wird von der Fachhochschule der Mastergrad verliehen. Das Studium dauert mindestens ein Jahr und höchstens zwei Jahre. Die verbreitetsten Mastergrade sind Master of Arts, Master of Science und Master of Engineering. In Abhängigkeit von der Fachrichtung kann ein Masterstudium im Anschluss auch an Universitäten aufgenommen werden. Viele Absolventen entscheiden sich aber bereits nach dem Bachelor für den Einstieg ins Berufsleben und sind zufrieden mit Ihrer Entscheidung. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Bundesbildungsministerium geförderte Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).

“Eine individuelle Bedeutung bekommen diese Merkmale durch die Bewertung der Zufriedenheit mit der beruflichen Position. Weit mehr als 50 Prozent der Befragten sind mit ihrer (aktuellen) beruflichen Position (sehr) zufrieden. Bachelorabsolvent(Inn)en mit Fachhochschulabschluss sind etwas zufriedener (58 %) als Bachelors mit Universitätsabschluss (50 %).”

Welchen Weg man während des Studiums einschlagen wird, lässt sich also nur schwer vorhersagen. Manchmal sorgen die guten Verbindungen der Fachhochschulen zur Wirtschaft für einen raschen Übergang.

Wie kann man nach der Fachhochschule promovieren?

Es ist noch nicht lange her, da wurden die Abschlüsse der verschiedenen Hochschulen gekennzeichnet und der Absolvent einer Fachhochschule trug das Kürzel “(FH)” in seinem Zeugnis. Nach der Bologna Reform und der Umstellung auf Bachelor und Masterstudiengänge wurden die Abschlüsse aber gleichgestellt. Wer also nach dem Abschluss an der FH eine akademische Laufbahn einschlagen will, kann das ohne Probleme tun, vorausgesetzt er wird an einer Universität aufgenommen und findet einen Doktorvater. Aber auch das Privileg der Universitäten, das Promotionsrecht, steht auf wackeligen Beinen, da viele Fachhochschulen zu den Universitäten aufschließen möchten. Mit dem Abschluss der Promotion wird einem aber nicht nur der Doktorgrad verliehen und damit eine eigene wissenschaftliche Forschungsarbeit bescheinigt. Vielmehr erhöht der Abschluss auch das Prestige und öffnet viele Türen in der Wirtschaft. Wer also mit dem Gedanken spielt, in Zukunft auch promovieren zu wollen, sollte sich zu gegebener Zeit über alle Möglichkeiten informieren.

Welche Vorteile hat ein Studium an der Fachhochschule?

Einer der größten Vorteile beim FH-Studium ist sicherlich der engere Kontakt zu den Lehrenden. Ein Großteil des Studiums findet in Seminaren statt und selten sind die Lerngruppen größer als Klassenstärke. Vorlesungen mit mehr als 400 Teilnehmern findet man eher selten. Diese Aspekte können sich positiv auf das Lernklima und die Zufriedenheit mit einem Studiengang auswirken. Die Lehrbeauftragten an der Fachhochschule müssen auch zwingend praktische Erfahrungen vorweisen können und vor ihrer Lehrtätigkeit hauptberuflich gearbeitet haben. Bei der Konzeption der Studiengänge wird an der FH bereits während des Studiums auf den Praxisbezug geachtet. Oft sind verpflichtende Praktika, Praxissemester oder Auslandsaufenthalte Bestandteil des Curriculums. Bei der späteren Jobsuche können diese praktischen Erfahrungen für Arbeitgeber durchaus ein Einstellungskriterium sein.

Welche Nachteile hat ein Studium an der Fachhochschule?

Die Anerkennung der Abschlüsse spielt in manchen Unternehmen noch immer eine Rolle. Trotzdem die Fachhochschulen einen hohen Praxisbezug vorweisen können, bevorzugen viele Unternehmen für hohe Positionen Absolventen der Universitäten. Auch die Kosten sollten nicht vernachlässigt werden. Für ihren Lebensunterhalt müssen die Studierenden an der FH oft selbst aufkommen und teilweise auch Studiengebühren bezahlen, auch unbezahlte Praktika während des Studiums können eine Belastung sein. Das Lehrpersonal an der FH hat eine höhere Lehrverpflichtung und ist dadurch weniger in die Forschung eingebunden. Ebenso ist das Budget für Forschung an den Universitäten größer. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass nicht alle Studiengänge an den Fachhochschulen angeboten werden. Wer also Lehramt, Medizin oder Jura studieren will, wird sich diese Frage gar nicht stellen müssen.

Fazit

Die Entscheidung für ein Studium an der Fachhochschule ist immer abhängig von individuellen Kriterien. Es hängt von den eigenen Interessen, Zielen und Voraussetzungen ab. Wer feste Vorgaben und Lernen in Kleingruppen mag, wird sich wahrscheinlich an einer Fachhochschule wohler fühlen. Wer eher Individualismus und Eigenverantwortlichkeit möchte, sollte einen Blick auf die Universitäten werfen. Auch wer gerne wissenschaftlich arbeitet oder vielleicht sogar eine akademische Karriere in der Forschung Erwägung zieht, sollte eher an eine Uni wechseln. Die Fachhochschule bietet praxisbezogenes Lernen und eine enge Verzahnung mit der Arbeitswelt. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, der sollte vor der Entscheidung bei Tagen der offenen Tür oder auch als Gasthörer in einer Vorlesung die Studienatmosphäre an beiden Hochschularten ausprobieren. Einen Überblick über die Studienmöglichkeiten in Bayern findet man auf der Webseite Studieren in Bayern.