Padlet bietet eine Multimedia-Pinnwand, die dazu genutzt werden kann, Teilnahme und Zusammenarbeit in Echtzeit und in der ganzen Klasse zu fördern. Das Tool ist ansprechend gestaltet, einfach zu bedienen und die Art und Weise, wie Informationen dargestellt werden, ist einfach gelungen. Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung dringen immer mehr Kollaborations- und Organisationstools in die Klassenzimmer vor. Im Folgenden erfahren Sie, was Padlet ist und wie Sie es im Unterricht einsetzen können. Einige Praxisbeispiele stellen konkrete Bezüge zum Unterricht an der Fach- und Berufsoberschule her. Das Tool kann man in allen Fächern vielfältig einsetzen.

Was ist Padlet?

Jeder kennt die kleinen gelben Klebezettel, die uns im Alltag als Merkhilfe dienen. Padlet setzt diese Idee digital um, erweitert die Möglichkeiten und lässt sich flexibel im Unterricht einsetzen. Vereinfacht gesagt, ist es eine digitale Pinnwand, an die man Informationen in jeder erdenklichen Form heften kann. Diese Links, Texte, Bilder oder Videos lassen sich dann ganz einfach teilen, entweder mit Kollegen oder mit Schülern. Alles, was man braucht, ist der Link auf das spezifische Padlet. Für den Unterricht ist es geeignet, da es auf einer Vielzahl von verschiedenen Geräten und Betriebssystemen funktioniert, die Teilnehmer keine Konten anlegen müssen, um es zu verwenden, und kein spezielles technisches Know-how erforderlich ist.

Das Tool gibt es nun schon seit einigen Jahren. Als ich das Programm 2012 zum ersten Mal im Unterricht nutzte, war ich begeistert. Für meine Klassen erstellte ich Pinnwände, die ich mit hilfreichen Links zu verschiedenen Themen bestückte. Auch die Schüler konnten sich zu ausgewählten Fragestellungen äußern. Der Einsatz im Unterricht war damals nur schwer möglich. Heute jedoch haben mehr als 90% der Schüler ein Smartphone in der Hosentasche und damit haben sich die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitert.

Wie erstelle ich ein Padlet?

Wer bereits mit Lernmanagementsystem arbeitet und selbstgedrehte Lernvideos im „Flipped Classroom“ einsetzt, für den ist Padlet nicht neu. Wer aber die ersten Schritte mit digitalen Medien unternimmt und die Einarbeitung, in die durchaus komplexen Werkzeuge scheut, für den ist Padlet genau richtig. Das Programm ist in deutscher Sprache nutzbar und führt Sie nach der Anmeldung Schritt für Schritt durch die wichtigsten Funktionen.

Zuerst müssen Sie einen neuen Account auf padlet.com erstellen. Der Einrichtungsassistent führt Sie automatisch durch diesen Prozess. Im Dashboard klicken Sie auf “Machen” und schon ist Ihre Wand einsatzbereit. Nun können Sie noch einige Änderungen vornehmen, wie z.B. einen Namen festlegen, das Hintergrundbild ändern, der Wand eine eindeutige Webadresse zuordnen, die Anzeige von Beiträgen ändern oder den Grad der Privatsphäre Ihrer Wand wählen. Schüler können zu dieser Pinnwand beitragen, indem sie die URL öffnen und dann doppelt klicken oder, wenn sie ein mobiles Gerät verwenden, die Wand berühren und eine Box öffnen. In dieser Box können die Schüler nun Text eingeben, Links einfügen, Audio- oder Videoclips hinzufügen, Dokumente hineinziehen und mit den Kameras ihrer Smartphones Bilder aufnehmen. Die Beiträge zur Wand entstehen in Echtzeit, sodass jeder sehen kann, wenn jemand anderes etwas zur Pinnwand hinzufügt.

Wie kann ich Padlet im Unterricht einsetzen?

Wenn man Technologie im Unterricht einsetzt, um die Partizipation der ganzen Klasse zu fördern, gibt es Vorteile und Nachteile zu berücksichtigen. Ein großer Vorteil im Unterricht ist die Möglichkeit, anonym zu sein. Die Bereitschaft zur Mitarbeit der Schüler, die sich ihrer Antwort nicht sicher sind, steigt, wenn niemand weiß, welche Antwort sie eingegeben haben. Diese Erkenntnis kann mehr Freiheit und Experimentierfreude im Lernprozess ermöglichen. Ein weiterer Vorteil der partizipativen Echtzeit-Technologie besteht darin, dass sie dem Lehrer ein vollständigeres Bild vom Lernen der Schüler vermitteln kann. Der Lehrer kann diese Informationen dann nutzen, um die Unterrichtsentwicklung zu unterstützen und eine gezieltere und authentischere Interaktion zwischen Lehrer und Schülern zu schaffen.

Motivierend ist auch die Möglichkeit kreative Freiarbeit umzusetzen, bei der die Schüler selbst Themen recherchieren, Informationen sammeln, Texte zusammenfassen und die Ergebnisse anschließend präsentieren. Möglichkeiten zu präsentieren gibt es viele. Wer aber bisher die Erstellung von Plakaten gescheut hat, der kann jetzt seine Plakate digital gestalten – mit einem Padlet.

Nach ein paar Durchläufen, schneller als gedacht,  wissen auch die Schüler, wie das Tool zu nutzen ist. Auf dem digitalen Plakat verfassen sie Texte, posten Bilder, sammeln Links, erstellen Mindmaps, strukturieren Informationen und integrieren Videos. Dabei arbeiten sie gemeinsam und zeitgleich auf der virtuellen Wand. Bei der anschließenden Vorstellung der Ergebnisse kann man den Beamer nutzen, um die Padlets der einzelnen Gruppen groß an die Wand zu projizieren. Ein Austausch der Präsentationen mit USB-Sticks ist nicht mehr nötig, da jede Pinnwand einfach auf dem Lehrerrechner aufgerufen werden kann.
Aber nicht nur im Unterricht mit Schülern kann man ein Padlet nutzen, auch zum kooperativen Arbeiten mit Kollegen lässt es sich einsetzen. Schon vor einer Fachsitzung lassen sich so Anregungen sammeln, die dann gemeinsam strukturiert werden. Zu Beginn einer Fortbildung können Wünsche und Ideen eingeholt, Fragen gestellt und Feedback gesammelt werden. Ein erneutes Laden der Seite ist nicht nötig, so kann man beim Entstehen der Beiträge zusehen. Da jeder Teilnehmer über den Link verfügt, können die Sachen auch zu Hause weiterverwendet werden.

EIn Beispiel für ein Padlet mit allen Elementen

Weitere Einsatzszenarien:

  • Ideen können gemeinsam mit Dritten gesammelt und zeitgleich bearbeitet werden
  • Themen können inhaltlich strukturiert und visuell aufbereitet werden
  • Unterschiedliche Layouts erweitern die Darstellungsmöglichkeiten
  • Mindmaps lassen sich erstellen
  • Internetlinks können schnell weitergegeben werden
  • Begriffe lassen sich sortieren oder zuordnen

Welche Einschränkungen gibt es beim Einsatz von Padlet im Unterricht?

Während die Vorteile eines Padlets im Unterricht zumindest interessant erscheinen, sind auch die Risiken nicht zu vernachlässigen. Technologie ist immer ein wenig unberechenbar, wie jeder Lehrer sicherlich bestätigen kann. Der Internetzugang funktioniert und funktioniert nicht und auch der Zugang über die Endgeräte kann man manchmal Kopfzerbrechen bereiten. Wenn Sie digitale Medien im Klassenzimmer verwenden, sind Sie oft seiner Gnade ausgeliefert, und diese Tatsache allein kann ausreichen, um Kollegen davon abzuhalten, sie zu benutzen. Da so viele Unbekannte bereits im Klassenzimmer existieren, mag es für einige wie ein Akt des puren Wahnsinns erscheinen, bewusst noch weitere einzuführen.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Echtzeit auch wirklich Echtzeit bedeutet. Die Schüler könnten die Anonymität nutzen und die Pinnwand als eine Art persönliche Bühne zu nutzen. Als Besitzer des Padlets können Sie jederzeit die passenden Einstellungen wählen. Sie können sowohl die Seiten verwalten und löschen, Beiträge bearbeiten und löschen kann. Es gibt eine Option für den Lehrer, jeden Beitrag zu genehmigen, bevor er auf der Seite erscheint. Diese Moderation kann sicherstellen, dass dem Padlet kein ungeeignetes Material hinzugefügt wird. Die Erfahrung zeigt aber, dass so etwas, wenn überhaupt, bei den ersten Einsätzen des Tools vorkommt. Nach einiger Eingewöhnungszeit funktioniert die Arbeit meist problemlos.

Wichtig im schulischen Kontext ist natürlich auch der Datenschutz. Es gibt vier verschiedene Optionen: komplett privat, passwortgeschützt, d.h. Sie müssen ein Passwort festlegen und mit Ihren Schülern teilen, geheim, d.h. jeder mit dem Link oder QR-Code kann auf das Padlet zugreifen, aber es wird nicht in der Google-Suche angezeigt und öffentlich. Normalerweise ist es am besten, die Option “passwortgeschützt” zu wählen.

Beispiel: Sozialkunde an der Fachoberschule

Der LehrplanPLUS Sozialkunde der Fachoberschule verweist im Lernbereich 2 (Aktuelle Lebenswirklichkeiten im politischen System der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich mit anderen Staaten auf folgende Kompetenzerwartung. „Die Schülerinnen und Schüler nutzen einen Vergleich der grundsätzlichen Ziele und aktuellen Positionen von Parteien zur Entwicklung eigener politischer Standpunkte, um bei Wahlen und Abstimmungen entsprechend ihrer persönlichen politischen Überzeugung eine gesicherte und begründete Entscheidung zu treffen.“

Nicht nur im Wahljahr kann man zum Thema Parteien Padlet als Tool nutzen. Um den komplexen Prozess der Regierungsbildung besser verstehen zu können, sollten zunächst die Leitlinien der einzelnen Parteien erarbeitet werden. Im Padlet sind dabei alle nötigen Aufgaben, Arbeitsschritte und Anlaufstellen für die Recherche gebündelt. Da die Schüler in Gruppen arbeiten, erhält jede Gruppe ihre eigene Pinnwand. Diese gilt es mit Informationen zu füllen, um das Arbeitsergebnis anschließend präsentieren zu können. Damit es nicht zu „COPY&PASTE“ Ergebnissen kommt, sollten die Aufgabenstellungen stets transferorientiert erstellt werden und ein gesundes Maß an Komplexität aufweisen.

Ein Beispiel für ein Padlet im Fach Sozialkunde an der Berufsoberschule

Die Aufgaben lassen sich in Padlet gut vorstrukturieren.

Bei der anschließenden Präsentation kann man sich einfach über die Links auf die einzelnen Seiten schalten. Nachdem alle Gruppen ihre Ergebnisse präsentiert haben, schließt sich eine weitere Arbeitsphase an. Toller Nebeneffekt, die Schülerinnen und Schüler können dabei natürlich auf die Arbeitsergebnisse der anderen Gruppen zurückgreifen.

Insgesamt war ich überrascht, wie gut die Ergebnisse waren. Die Schüler haben bei mir im Unterricht ausschließlich mit ihren Smartphones gearbeitet, ein Gerät mit dem sie in der Tat gut umgehen können. In Zukunft werde ich versuchen, dieses Tool häufiger im Unterricht einzusetzen.

Bf